
Die Diskussion um den ehemaligen Galeria Kaufhof in Regensburg bietet die einmalige Chance, einen städtebaulichen Fehler zu korrigieren. Die Altstadt von Regensburg ist die größte und bedeutendste mittelalterliche Altstadt, die in Deutschland die Verheerungen des 2. Weltkriegs überstanden hat. Nicht ohne Grund ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Die einzige gravierende Bausünde in diesem einmaligen Ensemble ist das Kaufhof-Gebäude, für das in den 70iger Jahren ein ganzes Viertel mit 22 Häusern abgerissen wurde. Die aktuelle Situation bietet die einmalige Gelegenheit, diese Bausünde zu korrigieren. Der Verein „Stadtbild Deutschland“ plädiert vor diesem Hintergrund für einen Abriss des Kaufhof-Gebäudes und die Errichtung eines kleinteiligen Altstadtquartiers an dessen Stelle..

Die Diskussion um die Zukunft des Kaufhof-Gebäudes ging in den letzten Monaten dahin, dass eine Investorengruppe aus Nahost planen würde, daraus ein islamisches Kulturzentrum zu machen. Der Bayerische Rundfunk spekulierte am 20.1.25 in dem Artikel „Islamzentrum im Regensburger Kaufhof – Alles nur Bluff?“ darüber, dass damit nur die Stadt unter Druck gesetzt werden solle, um das Objekt zu einem möglichst hohen Preis per Vorkaufsrecht zu erwerben.
Wenn die Stadt Regensburg ihr Vorverkaufsrecht tatsächlich nutzen sollte, sollte sie die Alternative eines Abrisses des Galeria Kaufhof-Gebäudekomplexes und einer Neuplanung und Neubebauung des Geländes auf wirtschaftliche Machbarkeit hin prüfen. Durch einen Kauf hätte sie im Falle eines Abrisses ein wertvolles Stadtgrundstück zur Entwicklung in der Hand. Aber auch so dürfte sich für künftige Investoren irgendwann die Frage des Abrisses und der Neubebauung stellen, so dass die Stadt schon jetzt über die politische Steuerung einer künftigen Neubebauung nachdenken muss. .
Erstrebenswert ist an dieser sensiblen Stelle der Altstadt in unmittelbarer Nähe zum Dom eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe. Eine städtische Satzung kann unabhängig von der Frage, wer das Grundstück am Ende besitzt, eine altstadtgerechte, klassisch-traditionelle Neubebauung vorschreiben, die sich am Regensburger Architekturstil orientiert. Eine Mischung aus trauf- und giebelständigen Häusern mit Erkern und Treppengiebeln, eher schlichten Putzfassaden, schmalen Parzellen, sodass abwechslungsreiche Fassaden entstehen, die sich harmonisch in die Altstadt Regensburgs einfügen, ohne, so wie der Kaufhof bisher, als städtebaulicher Fremdkörper zu wirken. Dabei ist es sinnvoll, nicht das ganze Grundstück im Block an einen Großinvestor zu vergeben, sondern in kleineren Parzellen an regionale Investoren, was eine kleinteilige, altstadtgerechte Nutzung begünstigen würde.
Vorbilder dafür gibt es genug. Frankfurt am Main hat sein Technisches Rathaus abgerissen und das neue Dom-Römer-Quartier, gebaut. In Potsdam sehen der Alte Markt und in Lübeck das Gründungsviertel gegenwärtig ihrer Vollendung entgegen – mit kleinteiliger, klassisch-traditioneller Bebauung, die sich harmonisch in die Altstadt einfügt.
Der Verein Stadtbild Deutschland appelliert an die Stadträte und Entscheidungsträger der Stadt Regensburg, die Machbarkeit einer solchen Idee zu prüfen.