
Stellungnahme unseres Kölner Ortsverbandes zum Entwurf von Paul Böhm am Fischmarkt:
Am 09. Februar wurde im Kölner Stadtanzeiger der erste Entwurf von Paul Böhm für die zurückgebauten Giebelhäusern am Kölner Fischmarkt veröffentlicht. Darin wird ersichtlich, dass keine originalgetreue Rekonstruktion der Fassaden angestrebt wird. Schon dieser erste Entwurf zeigt allerdings deutlich, dass dieses Vorgehen zu inakzeptablen Ergebnissen führt.


Entwurf von Paul Böhm für den Wiederaufbau der Giebelhäuser am Fischmarkt, veröffentlicht im Kölner Stadtanzeiger am 09.02.25
Die Fassaden der beiden zurückgebauten Häuser waren, wie im alten Köln typisch, relativ schlicht gehalten. Allerdings wiesen sie entscheidende Details auf, welche trotzdem für ein lebendiges und charmantes Stadtbild gesorgt hatten:
Aufgrund der Fachwerkbauweise wiesen die Häuser unregelmäßige Oberflächen auf, welche für lebendige Schattenwürfe auf der Fassade gesorgt hatten. Die vielfältigen Fensterformen und -größen (zählt man nach, kommt man auf sechs unterschiedlich gestaltete Fensterformate!) machten jedes Stockwerk zu einem Unikat. Die Fenster wurden zusätzlich durch dunkle Fenstereinfassungen von der Fassade optisch abgesetzt, was die notwendigen Kontraste herstellte. Ebenfalls für ein altstadtgerechtes Erscheinungsbild sorgten Sprossenfenster, welche die so wichtige Kleinteiligkeit innerhalb der Fensterflächen hergestellt hatten. Zu guter Letzt waren beide Gebäude in kräftigen, unterschiedlichen Farben gestrichen, welche im Ensemble mit der Farbigkeit der benachbarten Giebelhäuser für ein vielfältiges Erscheinungsbild am Fischmarkt gesorgt hatten.

All diese Details wurden in dem Entwurf von Paul Böhm verworfen: Statt sechs verschiedenen Fensterformaten gibt es in dem neu zu errichtenden Stockwerken nur noch eine einzige Fensterform. Farblich abgesetzte Fenstereinfassungen sucht man in der Visualisierung vergeblich, genauso wie Sprossenfenster, stattdessen sollen die Fenster lediglich eine vertikale Unterteilung bekommen. Und auch die ikonischen Farben sollen offenbar einem einheitlichen Weiß weichen.
Herr Böhm spricht davon, dass er die Architektur der Giebelhäuser „aufgeräumt“ habe. In Wirklichkeit hat er allerdings alles beseitigt, was die beiden Gebäude interessant und zu Unikaten gemacht hatte. Das Ergebnis wirkt steril und austauschbar.
Hier zeigt sich, dass sich unsere Befürchtungen bezüglich der unzureichenden und willkürlichen Vorgaben des Stadtkonservators Herrn Dr. Werner leider bewahrheitet haben: Der Verzicht auf eine originalgetreue Rekonstruktion der beiden Gebäude würde mit einem erheblichen Qualitätsverlust im Stadtbild einhergehen.
Sowohl Herrn Dr. Werner als auch Herrn Böhm scheint dabei die Meinung der Kölner Bürger vollkommen egal zu sein: Unsere Petition für einen originalgetreuen Wiederaufbau hat mittlerweile über 5200 Unterschriften: https://www.change.org/p/f%C3%BCr-einen-originalgetreuen-wiederaufbau-der-altstadth%C3%A4user-am-k%C3%B6lner-fischmarkt
Wie schon in unserem offenen Brief an Herrn Böhm möchten wir noch einmal auf die Online-Umfrage im Express verweisen, in der sich 95% der Befragten ein Aussehen wie früher wünschten: https://www.express.de/koeln/zoff-um-kleine-koelner-wahrzeichen-geht-weiter-barbarei-799817

Ebenfalls verweisen möchten wir auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage in unserer Facebookgruppe „Stadtbild Köln“ mit fast 18.000 Mitgliedern. Dort halten nur 13% der Befragten die Neubaupläne von Böhm für gelungen, 83% schließen sich dagegen unserer Forderung nach einer originalgetreuen Wiederherstellung an:

Dieser Mehrheitsmeinung gerecht zu werden scheint nun dem Stadtentwicklungsausschuss und dem Gestaltungsbeirat der Stadt zu obliegen. Wir sehen es als unabdingbar an, das sich beide Gremien für eine Anpassung der bisherigen Entwürfe stark machen und die Verwaltung anweisen, klare Vorgaben für eine originalgetreue Wiederherstellung der Fassaden zu machen.
Dieses wichtige Wahrzeichen der Kölner Altstadt muss in seiner bisherigen Form erhalten bleiben und darf nicht dem persönlichen Geschmack weniger Entscheidungsträger geopfert werden!