Unser Kölner Ortsverband hat sich zu einem Bauprojekt in der Kölner Innenstadt zu Wort gemeldet und einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Stadt verfasst:

Sehr geehrter Herr Greitemann, sehr geehrte Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses,

nachdem bereits das Gebäudeensemble am Heumarkt zwischen Gürzenichstraße und Bolzengasse einem Neubau weicht, geht es nun mit der geplanten Bauaktivität auf dem direkt dahinter angrenzenden Areal weiter. Das Gebäude, in dem bisher Deiters ein Ladengeschäft betrieben hatte, soll ebenfalls einem Neubau weichen.

Wir hatten uns ja bereits beim zum Heumarkt hin liegenden Bauprojekt mit einem Brief zu Wort gemeldet. Darin wiesen wir darauf hin, dass nur eine Gestaltungssatzung mit darin festgeschriebenen Rekonstruktionen kriegszerstörter, historischer Bauten einen substanziellen Beitrag leisten würde, das geschundene Kölner Stadtbild endlich wieder aufzuwerten.

Wie nun das neue Bauprojekt zeigt, wäre eine solche Gestaltungssatzung dringender denn je. Denn abermals weiß der vom Investor Aldi vorgestellte Entwurf, der das Bauprojekt von der Gürzenichstraße aus zeigt, gestalterisch nicht zu überzeugen.

Visualisierung des geplanten Neubaus zur Gürzenichstraße hin, Bildquelle: Molestina Architekten

Bei diesem Bauprojekt muss außerdem beachtet werden, dass auf der anderen Seite, Richtung Bolzengasse, bis zum Krieg die beiden geschichtsträchtigen Häuser „Zur breiten Axt“ und „Zum großen Kardinal“ standen. Beide Gebäude repräsentierten in besonderem Maße die Bauweise des mittelalterlichen Köln. So waren Treppengiebel, wie beim Haus „Zur breiten Axt“ im alten Köln weit verbreitet, ebenso wie das ausgeprägte Dachgesims am Haus „Zum großen Kardinal“, die Maueranker oder die Kreuzstockfenster aus Naturstein. Am Haus „Zum Großen Kardinal“ war eine Kardinalsbüste aus Holz aus dem 18. Jahrhundert angebracht, welche sich heute im Stadtmuseum befindet und von der eine Replik angefertigt werden könnte.

Hier könnte das Stadtbild in unmittelbarer Nähe zur guten Stube Kölns, dem Gürzenich, durch die Rekonstruktion der beiden Fassaden erheblich aufgewertet werden.

Im Anhang senden wir Ihnen eine Visualisierung vom Architekten Pakertharan Jeyabalan, wie das Areal unserer Vorstellung nach aussehen könnte.

So könnte das Areal Richtung Bolzengasse aussehen, wenn die Vorkriegsbebauung rekonstruiert würde, Visualisierung: Pakertharan Jeyabalan für Stadtbild Deutschland e.V.

Leider wurde es vom Investor Aldi abgelehnt, sich mit unseren Vorschlägen zu befassen.

Es erscheint uns als ein großer Fehler, dass für dieses Areal kein Architekturwettbewerb vorgeschrieben wurde. Mit einer wenig prominenten Lage lässt sich dieses Vorgehen angesichts der unmittelbaren Nachbarschaft zum Gürzenich und zum Heumarkt jedenfalls nicht erklären. Ein solcher Wettbewerb reicht allerdings nicht aus, wie das Ergebnis beim benachbarten Bauprojekt Richtung Heumarkt zeigt.

Erforderlich wäre in diesem Architekturwettbewerb zusätzlich die Vorgabe, die beiden Fassaden Richtung Bolzengasse zu rekonstruieren.

Wenn es dem Baudezernenten und dem Stadtentwicklungsausschuss am Herzen liegt, das Kölner Stadtbild substanziell zu verbessern, müssen neue Wege gegangen werden. Ein bloßes Vertrauen auf von Investoren beauftragten Architekten, die lediglich gestalterische Minimallösungen an Kölns zentralen Plätzen liefern, wird nicht zum Erfolg führen. Hier braucht es ein stärkeres Eingreifen der Politik und das klare Hinwirken auf Rekonstruktionen und altstadtgerechte Gestaltungsmerkmale. Wie man dies erfolgreich umsetzen kann, haben Städte wie Potsdam, Dresden oder Frankfurt in den vergangenen Jahren erfolgreich vorgemacht.

Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Beusch
Ortsverband Köln Stadtbild Deutschland e.V.

Vergleich zwischen dem Ist-Zustand (links) und wie die Rekonstruktion der beiden historischen Gebäude aussehen würde (rechts)