In Dresden gibt es einhellig Kritik an den Plänen der Gateway Real
Estate AG, das Palais Oppenheim nicht wiederaufbauen zu wollen und das
Grundstück auch nicht an einen separaten Investor zu veräußern. Dabei
wäre das Palais als Erinnerungsort für die sächsisch-jüdische
Geschichte sehr wichtig. Und ein Investor, der zumindest die Fassaden des Palais errichten würde, ist endlich gefunden. Auch Stadtbild Deutschland hat sich dazu mit nachfolgender Pressemitteilung geäußert.


Die Sächsische Zeitung berichtete am 18.04.21 unter dem Titel „Holzhäuser für die Lingnerstadt“ über die künftigen Pläne der Gateway Real Estate AG auf dem ehemaligen Robotrongelände.

Darin äußert sich Gateway Real Estate-Vorstand Stefan Witjes u.a. auch zu dem Wunsch des Stadtrates und zahlreicher Dresdner Bürger, das Palais Oppenheim wieder aufzubauen. Seine Argumente aber bleiben sehr flach und können nicht überzeugen:

Witjes wird in dem Zeitungsartikel zitiert, dass er kein Freund davon sei, historische Gebäude wieder aufzubauen, von denen nichts mehr stehe. Diese Aussage zeugt von wenig taktischem Feingefühl gegenüber den Bewohnern einer Stadt, die nicht zuletzt durch den Wiederaufbau eines Teils ihrer Altstadt in den letzten Jahrzehnten soviel an internationalem Ansehen und Beliebtheit dazu gewonnen hat.

Zweitens argumentiert Witjes, dass kein ganzer Wohnblock gebaut werden könne, wenn das Palais Oppenheim neu entstünde.
Der Bebauungsplan sieht aber für die Lingnerstadt weitgehend eine geschlossene Blockrandbebauung vor. Da die Hauptfassade des Palais Oppenheim (um die es beim Rekonstruktionsvorhaben primär geht) direkt an der Straße stand und diese Straße auch neu entstehen soll, würde sich ein wiederaufgebautes Palais gut in dieses städtebauliche Konzept einfügen.

Witjes behauptet in dem Zeitungsartikel weiterhin, das Grundstück des früheren Palais Oppenheim sei laut Bebauungsplan (389-A1) für eine Erschließungsstraße vorgesehen.
Diese Aussage ist jedoch sachlich komplett falsch:
Vergleicht man einen historischen Stadtplan mit dem aktuellen Bebauungsplan (siehe Anhang), erkennt man, dass die Fassade des Palais Oppenheim hervorragend an die historische Stelle passt, lediglich an der südöstlichen Gebäudeecke (die aber Innenhofbereich war und gar nicht genau überliefert ist) müsste man das Gebäude vielleicht ein wenig kürzen. Der Bebauungsplan ist ganz bewusst so geplant worden, dass das Palais Oppenheim wiederaufgebaut werden kann.

Angesichts dieser Aussagen muss die Frage erlaubt sein, ob Herr Witjes den aktuellen Bebauungsplan genau kennt.

Herr Witjes warnt davor, diesen extra wegen des Palais Oppenheim ändern zu lassen, da dies das Projekt um mehrere Monate verzögern würde.
Wenn Gateway gegenüber einem potentiellen Investor, der das Oppenheim wiederaufbauen will, zu einem fairen Preis das kleine Palais-Grundstück zu verkaufen bereit wäre, dann wird eine Änderung des Bebauungsplanes gar nicht  notwendig sein.

Die Gateway sollte daher klar Farbe bekennen, ob Sie gegenüber einem zusätzlichen Investor bereit ist , das Oppenheim-Grundstück zu verkaufen.

Über das künftige Aussehen einer Stadt haben die Bürger und Bürgervertreter mitzuentscheiden.
Der Stadtrat und die Stadtverwaltung haben noch Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.

Stadtbild Deutschland bittet die Stadträte des Bauausschusses, sich zunächst dafür einzusetzen, dass die Präsentation der Gateway-Entwürfe am 30. April 2021 in der Gestaltungskommission in einer öffentlichen Sitzung abgehalten wird. Das geht auch in Corona-Zeiten, z.B. durch einen Livestream.

Der Vertreter der Gateway Real Estate sollte dort überzeugend begründen können, wieso das Palais Oppenheim nicht möglich sein soll.