Anfang 2024 werden im Hanauer Kaufhof-Gebäude am Marktplatz die Lichter für immer ausgehen. Eine Warenwelt, die sich durch neue Vertriebswege und Konsumgewohnheiten der Menschen endgültig verabschiedet. Doch was soll mit dem 50er Jahre-Bauwerk passieren? Der Verein Stadtbild Deutschland e.V. – Ortsverband Hanau hat sich mit einer Erklärung zu Wort gemeldet. Für ihn ist eine neue Nutzung mit einem Angebotsmix in der bestehenden Gebäudehülle keine Lösung. Selbst Denkmalschutz-Argumente hält der Verein für korrigierbar. Ein Abriss bietet die große Chance, das historische Flair an der Marktplatz-Ostseite wieder herzustellen – mit einer neuen kleinteiligeren Gebäudezeile, die den Betrachter nicht mit einer massiven Glasfront „erschlägt“.

Mit der Aufgabe des Standortes durch den Warenhaus-Konzern zum Januar 2024 besteht nun die Gelegenheit zum Umsteuern. Das Bauwerk ist zwar unter Denkmalschutz gestellt worden, doch sollte dies kein Denkverbot für die heutigen Entscheider sein. Denn nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz besteht die Möglichkeit zum Abriss des Objektes, weil ein „überwiegen öffentliches Interesse“ daran besteht. Denn es geht letztlich um die Revitalisierung des baukulturellen Erbes am Neustädter Markt. Der Kaufhof Hanau ist keineswegs ein denkmalpflegerisches Unikat. Nach Einschätzung des Vereins stellt es lediglich eine der zahlreichen Kopien von Werbeflächen des Erscheinungsbildes des Kaufhof-Konzerns dar und erfüllt damit nicht die Kriterien eines Kulturdenkmals.

So sieht die Ostzeile am Marktplatz aktuell aus

Die Entscheidungsgremien sollen sich die im Sommer 1951 von den Stadtverordneten verabschiedete Ortssatzung zum Wiederaufbau der 1945 durch das Bombardement zerstörten Marktplatz-Bauten noch einmal zu Gemüte führen. Hier sind klare Eckpunkte für diesen zentralen Ort der Stadt formuliert worden, die denkmalpflegerischen und repräsentativen Aspekten genügen. Mit dem Kaufhof-Bau von 1957 sind jedoch andere Fakten geschaffen worden, die dem damaligen Zeitgeist des Konsums und der Wirtschaftswunder-Euphorie entsprachen.

So könnte die Ostzeile zukünftig aussehen

Stadtbild Deutschland e.V. – Ortsverband Hanau verweist auch auf die so genannte Leipzig-Charta aus dem Jahr 2020. Unterzeichnet wurde sie von den für zeitgemäße Stadtentwicklung zuständigen europäischen Ministerinnen und Ministern. Hierbei steht die Gemeinwohlorientierung im Zentrum jeder nachhaltigen Stadtentwicklung. Dazu zählen auch der Erhalt und die Revitalisierung des gesamten baukulturellen und kulturellen Erbes. Die Unterzeichner der Charta betonen ihre Forderung nach einer hochwertigen und nachhaltigen Konzeption für die Kommunen, die ein Erscheinungsbild jenseits der Monfunktionalität des Einkaufs im Fokus hat. Zu dem Thema hat der Verein eine reich bebilderte Informationsschrift angefertigt, die in den Buchhandlungen Dausien in der Innenstadt erhältlich ist.