Pressemitteilung des Regionalverbandes Südpfalz:

Die Farben und Formen der historischen Altstadt Landaus sind ein überaus wichtiger Faktor dafür, dass die Innenstadt von Bürgern und Besucher als attraktiv wahrgenommen wird. Die Verwaltung und der Stadtrat haben zwar in den letzten Jahren viel Mühe darauf verwendet, Straßenbelege zu erneuern und mehr Raum für Fußgänger zu schaffen, was wir sehr begrüßen. Doch wendet man als Passant seinen Blick von der Straße hoch zu den sie einfassenden Häusern, gewinnt man vielfach den Eindruck, dass die unsere Stadt seit der Barockzeit prägenden hübschen Pastellfarben zunehmend aus dem Stadtbild verschwinden.

Kontrast zwischen alter und neuer Farbgestaltung in der Nussbaumstraße

Dabei ist gerade eine freundliche Farbgebung für unsere süddeutsche Region typisch und unterstreicht die hier ansässige lebensfrohe Art der Menschen.

Sieht man noch genauer hin, stellt man darüber hinaus fest, dass im Umgang mit den Farben der Fassaden in der Altstadt Landaus offensichtlich zweierlei Maß genommen wird:

Während beim Umbau von bestehenden Gebäuden wie in der Kramstraße, Ecke Neustadter Straße, oder in der Martin- Luther- Straße 14 sich eine sorgfältige Abstimmung der Fassaden zeigen, sind bei neu errichteten Gebäuden leider befremdliche Gegensätze von extremen Schwarz-Weiß Kontrasten zu beobachten, die den Zusammenhang mit der Umgebung verleugnen und daher als Fremdkörper erscheinen.

Selbst Häuser, die in unmittelbarer Umgebung zu denkmalgeschützten Gebäuden – wie dem OHG – stehen, zeigen diesen Trend.

So sieht man etwa vis a vis des Gymnasiums in der Waffenstraße 7 einen Neubau in schwarz-weißen Farben, der sich farblich in krassester Weise von seiner Umgebung abhebt. Man hat den Eindruck, als sollte hier die die Harmonie der Altstadtfarben bewusst durchbrochen werden.

In der Waffenstraße 7 wird durch die eingesetzten Farben ein starker Farbkontrast erzeugt

Geht man auf der Waffenstraße weiter Richtung Süden, entdeckt man schon bald weitere Einpassungsprobleme. Hier fällt das Gebäude der VR-Bank in der Waffenstraße 15 besonders unangenehm auf.

Die VR-Bank in der Waffenstraße 15 fällt besonders unangenehm auf

Auch dort gibt es keinerlei gestalterischen Zusammenhang zu den bestehenden Gebäuden, wie dem Kulturdenkmal Schleusenhaus oder dem Parkhaus, welches durch den eingefärbten Beton bereits vor Jahrzehnten eine zeitgenössische Lösung vorgelegt hatte.

Beim VR- Gebäude ist die farbliche Monotonie im Weiß Ton mit dunklen Fenstern besonders augenfällig, da sich der Anbau von der Waffenstraße fast vollständig in die Nussbaumgasse hineinzieht und die Kleinteiligkeit der Gestaltung in diesem Teil der Innenstadt vollständig zerstört. Ein neuerer Sündenfall, der an die bauhistorisch schlimmen 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert, die man andernorts längst überwunden hat.

Das vor kurzem errichtete Wohn- und Geschäftshaus in der Waffenstraße/ Ecke Reiterstraße setzt diese Serie der monotonen und freudlosen Schwarz- Weiß- Gestaltungen fort.

Auch beim Neubau an der Waffenstraße/Ecke Reiterstraße wurde auf freudlose Schwarz-/Weiß-Töne gesetzt

In der von Sandstein- und Backsteinarchitektur geprägten Umgebung wirkt das Gebäude auch hier wie ein extremer Fremdkörper und verändert die Stadtansicht aufs Unvorteilhafteste.

Finanzielle Gründe für diese krassen Versäumnisse können nicht überzeugen, denn eine angepasste, freundliche Farbe kostet nicht mehr, als das sterile und in der Innenstadt völlig deplatzierte Bauhausweiß. Vielmehr könnte es sich um ein ideologisches Problem handeln, bei dem offenbar verspätete Anhänger des Modernismus ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen und zum Schaden der Altstadt ihre vermeintlich großen Fußabdrücke hinterlassen wollen. Das Motto scheint zu lauten: Alt ist Alt und Neu ist Neu!

Jedoch müssen sich – gemäß der Altstadtsatzung – Neu- und Erweiterungsbauten harmonisch in das Stadtbild einfügen und die Farbgebung ist so einzusetzen, dass sie die Eigenheit des jeweiligen Straßen- und Platzbildes nicht verändern oder stören, was bei den oben genannten neueren Gebäuden für jedermann erkennbar nicht der Fall ist.

Fragt man nach dem Sinn der genannten Gestaltungssatzungen und dem Ziel der dort festgeschriebenen, behutsamen Angleichung neuer Gebäude an die historisch gewachsene Umgebung, so ist klar, dass es – gerade in Zeiten des innerstädtischen Wandels – darum geht, die Attraktivität und damit die Funktionsfähigkeit der Innenstadt als traditionellem Wohn- und Geschäftsquartier mit ihrem unverwechselbaren Gesicht zu erhalten.

Angesichts der genannten, um sich greifenden Fehlentwicklungen und einer offenbar mangelnden Sensibilität, fordern wir daher von Stadtrat und Bauamt einen Sinneswandel im Umgang mit der Einfügung von Neubauten in die bestehende Stadtlandschaft und ein verstärktes Bemühen, die verbindlichen Satzungen im Interesse der Bürger unserer (noch) schönen Stadt auch anzuwenden.

Nachdem wir in vielen Städten Deutschlands überaus positive Beispiele von sorgfältigem Umgang mit Fassadenfarben gesehen haben, und über den ernüchternden Befund vor Ort erschrocken sind, schlagen wir vor, ein verbindliches Farbkonzept für die Landauer Altstadt erarbeiten zu lassen.

Dabei könnte uns beispielsweise der Fachbereich für Farbgestaltung an der Hochschule in Hildesheim unterstützen. Dieser hat Erfahrung im lebendigen Zusammenspiel der Farben der Häuser von Altstädten. Ziel sollte es sein, einen verbindlichen Farbkatalog mit präzisen Angaben zu entwickeln, der auf Grundlage der vorhanden Sandstein- und Backsteinfarben sowie dem barocken Charakter der Altstadt zu entwickeln wäre. Auf dieser Basis hätten sich dann auch die Farbvorschläge für die Neubauten einzufügen.

Dieser Katalog sollte auch für Bestandsgebäude gelten, bei denen ebenfalls Defizite sichtbar sind, welche bei einem nächsten Anstrich behebbar wären.

Warum soll Landau nicht ebenso schön sein können wie beispielsweise unsere Nachbarstadt Speyer, wenn wir doch wissen, dass dieses Defizit zu einem großen Teil an der mangelnden Farbigkeit unserer Häuser liegt?

Stadtbild Deutschland e.V., Regionalverband Südpfalz

Mario Albers

Joachim Weißmann