In einer gemeinsame Erklärung der Allianz Berliner Bürgervereine fordert der Berliner Stadtbild-Ortsverband, dass Bauen im historischen Zentrum Berlins hohen Anforderungen an Gestaltung und Qualität genügen und an die historische Bautradition des Ortes anknüpfen sollte.

Der Wortlaut der gemeinsamen Erklärung:

Nachhaltig ist, was Bestand hat: Bauen im historischen Zentrum Berlins sollte hohen Anforderungen an Gestaltung und Qualität genügen und an die historische Bautradition des Ortes anknüpfen.

In der historischen Mitte Berlins, an der Breiten Straße in unmittelbarer Nähe des Schloßplatzes, möchte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) eine ganze Häuserzeile neu bebauen. Für die vorgesehenen fünf Wohn- und Geschäftshäuser zwischen Scharrenstraße und Neumannsgasse wird es einen Architekturwettbewerb geben. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wünscht sich „funktional, gestalterisch und wirtschaftlich überzeugende Entwürfe unter Integration von archäologischen Grabungsfunden“.

So sollten die neuen Fassaden nicht aussehen

Die Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine äußert sich hierzu wir folgt:

Bei der Auswahl der Preisträger für die Breite Straße sollten Architekturentwürfe vorrangig berücksichtigt werden, die hinsichtlich der Gestaltungsqualität und Materialwahl an die historische Bautradition des Ortes anknüpfen.

Hierfür wären, in Anlehnung an die Vorgaben der bestehenden Baugestaltungsverordnung Historisches Zentrum, die folgenden Anforderungen zu berücksichtigen:

Es sollte mit den traditionell regional verwendeten Fassadenmaterialien wie Putz, Ziegel und Natursteinen wie Sand- oder Kalkstein gebaut und damit eine differenzierte Fassadengestaltung ermöglicht werden. Anstriche sollten in ortstypischen Farbtönen erfolgen. Ungeeignet sind hingegen Glas- oder Metallfassaden sowie straßenseitige Wärmedämmverbundsysteme.

Es sollte eine klare Dreiteilung der Fassaden in Sockel-, Mittel- und Dachzone erfolgen, mit den für Berlin typischen Schrägdächern und ohne sichtbare Technikaufbauten.

Dabei müssen, sofern möglich, auch gestalterische Charakteristika bedeutender Vorgängerbauten wiederaufgenommen werden, hier beispielsweise des 1966/67 abgebrochenen Ermelerhauses (früher Breite Straße 11) aus den 1720er Jahren.

So sah die Breite Straße in früheren Zeiten aus

Die Fassadengestaltung macht nur einen kleinen Anteil der Gesamtkosten eines Neubaus aus, bei einer Straßenfassade im Blockverbund ca. 4%. Die Mehrkosten für eine hochwertige und zeitlos schöne Ausführung fallen dementsprechend kaum ins Gewicht, der Gewinn für das städtische Umfeld ist jedoch erheblich. Ansprechend gestaltete, solide, in der regionalen Bautradition stehende Architektur hat auf lange Sicht die beste Klimabilanz, da zu erwarten ist, dass sie auch von zukünftigen Generationen als würdiger Bestandteil des Altstadtkontextes geschätzt und erhalten werden wird. Die Breite Straße, eine ältesten Straßen im historischen Zentrum Berlins, hat besseres verdient als Billigfassaden wie beim nahebei gelegenen Neubau der WBM an der Fischerinsel.

Es ist wichtig, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Menschen mit niedrigem oder mittleren Einkommen das Wohnen in der Berliner Mitte ermöglichen. Aber kommunal finanzierte Wohnungsbaugesellschaften haben auch eine Verantwortung für die gesamte Stadt und ihre Gesellschaft und sollten auch dieser durch qualitätvolle, allgemein als schön empfundene, beständige Architektur einen bleibenden Wert zurückgeben.

4.3.2024

Allianz Berliner Bürgervereine:

Berliner Historische Mitte e.V.
Errichtungsstiftung Bauakademie
Forum Stadtbild Berlin e.V.
Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e.V.
Stadtbild Deutschland e.V. Ortsverband Berlin