Vor einigen Tagen ließ unser Verein den Nürnberger Stadträten einen offenen Brief zukommen, in dem wir uns für eine originale Pellerhausfassade stark machten. Leider wurde dieser Brief auf der gestrigen BDA-Veranstaltung im Pellerhaus sehr unsachlich dargestellt. Da dabei auch Fakten falsch paraphrasiert und bewertet wurden, sah sich unser Pressesprecher veranlasst, zu dieser Darstellung öffentlich Stellung zu beziehen. Leider war dies im Anschluss direkt im Plenum nicht mehr möglich, da die angekündigte Diskussionsrunde nicht stattfand.

„Pellerhaus – eine Positionsbestimmung“ (Veranstaltung, 12.1.2017, 19 Uhr, Pellerhaus) – Stellungnahme zu der Darstellung des offenen Briefes unseres Vereins in der Veranstaltung

Am 12. Januar 2017, fand um 19 Uhr im Pellerhaus die letzte Veranstaltung der Vortragsreihe „Pellerhaus eine Positionsbestimmung“ des BDA statt. Darin äußerten sich mehrere Vortragende „aus aktuellem Anlass“ zu dem offenen Brief, den Stadtbild Deutschland den Stadträten und der Presse Nürnbergs zukommen ließ (die NZ und NN berichteten am 9.1. bzw. 10.1. darüber). Darin wurde der Inhalt des Briefes unsachlich und falsch dargestellt.

Da es nach der Veranstaltung für anwesende Vereinsmitglieder keine Gelegenheit gab, die geäußerten Vorwürfe öffentlich vor dem Plenum richtig zu stellen (die anfangs in Aussicht gestellte Diskussion entfiel), möchte der Pressesprecher auf diesem Wege zu einigen Behauptungen Stellung beziehen.

Unter den Mitgliedern unseres Vereins befinden sich zahlreiche Architekten. Es ist also sachlich falsch, dass man Stadtbild Deutschland als „unprofessionell“ bezeichnet hat. Der Verein ist deutschlandweit organisiert und lediglich vereinsrechtlich in Berlin gemeldet. Einige Vereinsmitglieder sind auch in Nürnberg beheimatet und waren die Initiatoren des offenen Briefes.

Im Verlauf paraphrasierte Bauhistoriker Dr. Herbert May eine Passage unseres Briefes. Er behauptete, der Verein würde das Nachkriegs-Pellerhaus von Fritz und Walter Mayer für „rechtswidrig“ halten. Dies sei, so Dr. May wörtlich, eine „mutige These“, die so natürlich nicht haltbar sei, da es ja einen klaren Beschluss des Stadtrates zum Bau des Pellerhauses gegeben habe. Hier hat Dr. May scheinbar allgemeine denkmalpflegerischen Vorgaben und konkrete Baubeschlüsse für Einzelgebäude verwechselt. Richtig ist, dass die allgemeinen denkmalpflegerischen Vorgaben Nürnbergs in der unmittelbaren Nachkriegszeit klar festlegten, dass „alle beschädigten historischen Bauten“ (…) „soweit sie noch regenerationsfähige Substanz besitzen, wiederherzustellen (seien)“. Das Pellerhaus besaß noch viel erhaltene „regenerationsfähige Substanz“: Reste der Fassade und des Innenhofes blieben erhalten, der Treppenturm und das Kellergewölbe nahezu vollständig. Daher hätte es, folgt man wortgetreu den denkmalpflegerischen Vorgaben, bereits damals rekonstruiert werden müssen. In den Anfangsjahren des Wiederaufbaues wurde sich auch an diese Vorgaben gehalten. So wurden z.B. die Kaiserstallungen 1953 rekonstruiert, obwohl sie viel stärker als das Pellerhaus zerstört waren. Ab 1955 jedoch hielt sich die Stadt (ob aus Fahrlässigkeit oder Absicht, bleibt dahingestellt) nicht mehr an ihre eigenen Vorgaben. So wurde z.B. das stadtbildprägende „Peststadel“ (heute Ecke Tetzelgasse/Dr. Erich-Mulzer-Straße), von dem nahezu alle Außenmauern noch standen, abgerissen. Es bleibt damit ein Fakt, dass die Stadt Nürnberg, als sie sich 1957 gegen eine Rekonstruktion des Pellerhauses entschied, gegen ihre eigenen denkmalpflegerischen Grundsätze verstieß.

Die Frage, ob nicht schon damals eine Rekonstruktion die städtebaulich-kulturell richtigere Entscheidung gewesen wäre, wurde von der gesamten Vortragsreihe nicht berührt. Persönlichkeiten, die sich für eine Rekonstruktion der Originalfassade aussprechen, wurden nicht in die Reihe einbezogen. Es bleibt der Eindruck einer geschlossenen Veranstaltung. Eine „Positionsbestimmung“ aber, die bei solch einem kontroversen Thema konträre Positionen von vorneherein ausschließt, indem sie die ganze Baugeschichte vor 1945 negiert, ist nur eine einseitige Darstellung der eigenen Position, sonst nichts.

Der BDA verschloss sich wieder einmal der Gelegenheit, sich dem anderswo längst etablierten Thema „Rekonstruktionen“ endlich zu öffnen. Das ist schade, weil es so zu keiner sachlichen Debatte kommen kann. Stadtbild Deutschland schlägt daher den Vertretern des BDA in Nürnberg vor, in einer weiteren öffentlichen Veranstaltung die Position der Rekonstruktionsbefürworter, insbesondere der Altstadtfreunde, anzuhören und darüber offen zu diskutieren. Dann erst wäre für die Zuhörenden eine faire, umfassende Meinungsbildung möglich.