Eine aktuelle Umfrage unter Architekturstudierenden und Absolventen in Deutschland, Österreich und der Schweiz offenbart tiefgreifende Unzufriedenheit mit der Ausbildung an Architekturfakultäten, insbesondere bei jenen, die sich für klassische und traditionelle Bauweisen interessieren.

Die offene Online-Befragung, initiiert von Stadtbild Deutschland e.V. und INTBAU Deutschland, wurde im Frühjahr 2025 durchgeführt und von 72 ehemaligen und aktiven Architekturstudenten beantwortet. Sie zeigt ein klares Stimmungsbild: Viele junge Architekten fühlen sich im Studium ideologisch eingeengt, fachlich unzureichend gefördert und in ihren gestalterischen Interessen systematisch ausgebremst.

Ein zentrales Ergebnis: Studenten, die eine klassische oder traditionelle Architektursprache bevorzugen, berichten von mangelnder Unterstützung und sogar offener Ablehnung. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass nur bestimmte Architekturstile – meist modernistische – als „akzeptabel“ galten. Entwürfe mit traditionellen Elementen seien häufig schlechter bewertet oder pauschal abgelehnt worden. Einzelne Teilnehmer sprechen von regelrechter Indoktrination oder dem Versuch, klassische Gestaltungsansätze ideologisch zu diskreditieren. In mehreren Fällen wurden klassische Entwürfe erst nach einer stilistischen Anpassung an den modernen Mainstream akzeptiert.

Auch die Ausbildung selbst erhält schlechte Noten: Mit einem durchschnittlichen Wert von 3,5 (nach Schulnotensystem) fällt das Gesamturteil über das Studium durchwachsen aus. Die Vermittlung von Architekturgeschichte, Baustilkunde und klassischer Entwurfslehre wird vielfach als oberflächlich und ungenügend beschrieben. Die Frage, inwieweit Architekturpsychologie und -soziologie im Studium eine Rolle spielen, wurde ebenfalls eher negativ beantwortet.

„Die Architekturausbildung ist häufig auf eine eng definierte Vorstellung von zeitgemäßer Gestaltung ausgerichtet. Wer sich ernsthaft mit traditionellen Bauformen und klassischer Ästhetik beschäftigen will, stößt vielerorts auf institutionellen Widerstand“, so ein Fazit der Studienorganisatoren.

Die Ergebnisse werfen die Frage auf, wie plural und offen die Architekturausbildung im deutschsprachigen Raum tatsächlich ist – und ob sie ihrem Anspruch gerecht wird, zukünftige Architekten umfassend auf die Vielfalt architektonischer Ausdrucksformen und Anforderungen der Baupraxis vorzubereiten.

Die vollständigen Ergebnisse der Befragung sind abrufbar unter:
https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?thread/10489-fragebogen-zum-architekturstudium