Der Dresdner Architekt Jens-Heinrich Zander verkündete, vor den Dresdner Zwinger einen Multifunktionsbau setzen zu wollen, der eine „moderne“ Formensprache besäße. Aus Sicht vieler Dresdner hätte ein solcher Bau aber nicht nur den Blick auf den Zwinger verstellt, sondern mit seinem banalen Aussehen die städtebauliche Wirkung des Postplatzes zusätzlich verschlechtert. Stadtbild Deutschland schloss sich der Kritik an. Da die Bebauung des Grundstücks laut Auskunft der Stadt sowieso beschlossen sei und daran nicht mehr gerüttelt werde, entwarf Architekt und „Stadtbild Deutschland“-Vereinsmitglied Alexander Jäckel einen Alternativentwurf, um immerhin zu zeigen, wie man den Entwurf besser an den Zwinger anpassen könne. Herausgekommen ist ein Entwurf, der erwartungsgemäß von modernistischen Fachleuten vor Ort verrissen, in der Öffentlichkeit aber eine positive Rückmeldung fand.

Das, was wir damit beabsichtigten, traf zum Glück ein: Die Stadt legte bis auf weiteres die Bebauungspläne für dieses kleine Grundstück ad acta.
Offener Brief an die Stadträte und Zeitungen Dresdens
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Baubürgermeister, liebe Stadträte,
der geplante Erweiterungsbau für das Staatsschauspielgebäude am Postplatz, der direkt vor die Fassade des Zwingers gebaut werden soll, würde unserer Meinung nach die Sicht auf dieses für Dresdens Ruf so wichtige Gebäude empfindlich stören. Ein Neubau wird aber, laut Meinung von Experten aus der Stadtverwaltung, sowieso nicht mehr zu verhindern sein. Doch was noch schlimmer ist, ist der vor einigen Wochen in der Presse vorgestellte Entwurf dieses Gebäudes aus dem Architekturbüro des Herrn Jens Heinrich Zander (siehe Anhang).
Wir möchten hier dem Architekten Zander nicht zu nahe treten. Aber an dieser Stelle ist sein Entwurf eine Provokation, da der gestalterische Unterschied, der Bruch, zur Zwinger-Fassade nicht größer sein könnte. Wir haben diesen Entwurf auf unseren Facebookseiten gepostet und die Eindrücke Dresdner Bürger und Bürger aus anderen Städten gesammelt. Sie waren allesamt verheerend. Einige fragten sogar, ob dieser Entwurf eine Satire sei.
Wir befürchten, dass auch alternative Entwürfe anderer Architekten sich nicht genügend in das historische Umfeld des Zwingers einfügen werden. Die Verantwortlichen in Dresden sind anscheinend – im Gegensatz zur Mehrzahl der Bürger – immer häufiger der Meinung, nur durch solche „Kontraste“ würde eine lebenswerte Stadt entstehen.
Das Motto Dresdens sollte unserer Meinung nach jedoch „versöhnen statt spalten“ lauten, gerade angesichts der aktuellen politischen Ereignisse, für die Dresden in den Schlagzeilen ist. Da wir aber nicht – wie das oft der Fall ist, wenn sich einfache Bürgervereine und Initiativen zu Wort melden – als „Verhinderer“ und „Neinsager“ abgestempelt werden möchten, haben wir einen jungen Architekturstudenten unseres Vereins, Alexander Jäckel aus Dessau, gebeten, einen Alternativentwurf auszuarbeiten.
Leider können wir nicht an dem internen Vergabeverfahren dieses Projektes am Postplatz teilnehmen, welches die Stadtverwaltung ausgeschrieben hat, weil wir dafür einen konkreten Investoren bräuchten. Diesen zu suchen, steht uns als gemeinnützigem Verein nicht zu.
Wir haben uns dennoch dazu entschieden, einen Entwurf zu gestalten, um der Dresdner Öffentlichkeit architektonische Alternativen zu zeigen. Es ist auch heute noch möglich, anders und, wie wir finden, besser zu bauen. Es ist keine Frage des Geldes, sondern der in Dresden herrschenden Bauideologie!
Wir rufen die Dresdner dazu auf, sich stärker durch ihre Stimme an den Entscheidungen über das zukünftige Aussehen ihrer Stadt zu beteiligen!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Jäckel, Architekt aus Dessau, Manuel Reiprich, Mitglieder von „Stadtbild Deutschland e.V.“