
Bei hochsommerlichem Sonnenschein fanden sich über 100 Gäste im ältesten Teil der Schweinfurter Altstadt ein, um den Feierlichkeiten zur Übergabe unseres Jahrespreises 2022 beizuwohnen.
Schweinfurt wurde 791 erstmals urkundlich erwähnt, war von 1254-1802 Reichsstadt und wurde dreimal in seiner Geschichte schwer in Mitleidenschaft gezogen, zuletzt bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Auch das Anwesen Burggasse 17 blieb hiervon nicht verschont, wobei die Bomben glücklicherweise „lediglich“ die Prunkfassade von 1563 zu Fall brachten. Wesentlich erfreulicher ist es, dass das im Übrigen äußerlich ziemlich unansehnliche Gebäude nicht den Abrissplänen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Opfer fiel.

Nunmehr ist ein Kleinod ganz besonderer Art und Weise der Stadt Schweinfurt zurückgegeben worden. Wie Bauherr Peter Müller in seiner Ansprache ausführte, war es sein besonderes Anliegen, alles, was noch irgendwie erhaltungswürdig war, für zukünftige Generationen zu erhalten. Insoweit hätten die Restaurierungsarbeiten aufgezeigt, wie viele ungehobene Schätze in einem „Dornröschenschlaf“ unter den „Renovierungsarbeiten“ früherer Jahrhunderte schlummerten. Der Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, Herr Sebastian Remele, bedankte sich in seiner Ansprache für den großartigen Einsatz des Bauherrn und hob die besondere Bedeutung und Stellung des Objektes für die Stadt Schweinfurt hervor. Im ältesten Sanierungsgebiet gelegen entfalte es Ausstrahlungskraft auf die gesamte Innenstadt. Im Umfeld habe es eine Häufung von weiteren Bauanträgen gegeben, die ebenfalls das Ziel verfolgen, den Gesamteindruck der historischen Altstadt erlebens- und lebenswert zu machen. So sei es besonders erfreulich, dass in der Burggasse 17 bereits Mieter eingezogen seien, die in den ganz besonderen Genuss eines zeitgemäßen innerstädtischen Wohnens bei gleichzeitiger historischer Authentizität gelangt sind.

Der Architekt, Herr Friedrich Staib aus Sommerhausen, betonte die besonderen technischen Herausforderungen, die das Objekt an die Handwerkerschaft stellte. In minutiöser Kleinarbeit waren etwa die über die Jahrhunderte in Schieflage geratenen Fachgewerke einschließlich des gesamten Dachstuhles wieder aufzurichten. Noch erhaltene mittelalterliche Malereien erstrahlen wieder im alten erhabenen Stolz. Für die Handwerker ergriff der Inhaber der Zimmerei Vogelhuber das Wort und machte deutlich, dass es viel Freude bereitet habe, mit alter Zimmermannskunst diesem Gebäude wieder neues Leben einzuhalten. Auch und gerade für seine Auszubildenden sei es ein besonderes Erlebnis und eine besondere Erfahrung gewesen. Die Ausführungen des Vertreters der Denkmalschutzbehörde
verdeutlichten, dass es sich beim Bauherrn um einen profunden Kenner der Materie handle, der sein Wissen und sein Engagement bereits bei diversen früheren Projekten unter Beweis stellen konnte. Die sorgfältige Auswahl der Materialien, etwa bei den eigens aus Ostpolen beschafften historischen Dachziegeln, lasse erkennen, dass hier mit „Herzblut“ gearbeitet werde.

Sodann übernahm unser Vorsitzender Tilo Bergmann das Mikrofon und schritt zur Preisverleihung. Zuvor erläuterte er dem interessierten Publikum die besonderen Ziele unseres Vereines, welche über die Vorgaben des Denkmalschutzes aufgrund der Ganzheit des Ansatzes bei weitem hinausreichen. Den Abschluss der Ansprachen, unterbrochen vom 12 Uhr-Läuten der benachbarten St. Salvator-Kirche,
machte Nachbar Christof Cramer. Er bedankte sich zunächst für die besondere Aufwertung dieses zwischenzeitlich beliebten innerstädtischen Quartiers, auch im Namen des Zürch-Vereins, der in diesem historischen Ambiente sowohl die Kirchweih wie auch das Weinfest organisiert. Der Nachbarschaft sei es bewusst, dass ein derartiges Projekt auch mit erheblichen Lärm- und Staubbelästigungen über mehrere Jahre einhergeht. Gleichwohl versicherte Herr Cramer in eigenem Namen wie auch — unwidersprochen – für alle anderen anwesenden Nachbarn, dass trotz mancher diesbezüglicher Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit im Hinblick auf Staub, Lärm und Schatten das Vergangene vergangen und damit aber auch überwunden und vergeben sei. Mit seinen besten Wünschen für eine gute Nachbarschaft und Gottes reichen Segen endeten die Ansprachen.

Sodann bestand Gelegenheit, im Rahmen geführter Rundgänge Einzelheiten zum Objekt aus 1. Hand zu erfahren.

Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Nur gut gekühlter Frankenwein mundete aus speziell angefertigten Gläsern, die die Teilnehmer als Erinnerung mit nach Hause nehmen durften. Dazu gab es fränkische und mediterrane Leckereien „aus der Hand“.
Zwischenzeitlich wurden auch die Außenanlagen fertiggestellt, wobei selbst bei der Pflasterung sowie der Bepflanzung mit Feigenbaum, Hausweinstöcken und blühenden Stauden dem besonderen Ensemble Rechnung getragen wird.

Schweinfurt hat eine neue Attraktion bekommen, die es als Iohnendes Reiseziel unterstreicht. Das Museum Georg Schäfer mit seiner weltweit größten Sammlung an Malerei der deutschen Romantik (Carl Spitzweg ist besonders zahlreich vertreten) ist in diesem Zusammenhang besonders zu erwähnen, ebenso die einmalige Bibliothek Otto Schäfer mit erlesenen Raritäten des Buchdrucks. Nun findet sich
unmittelbarer Nähe der alten Burgmauerreste eine wiedererstandene historische Kutschenstation, ein weiteres weit und breit einmaliges Gebäude und damit zurecht als „Gebäude des Jahres 2022“ ausgezeichnet.