Stadtbild Deutschland e. V. richtet in der Sache der abrissbedrohten Ahrbrücke in Rech einen offenen Brief an die Mitglieder des Gemeinderates sowie an die zuständigen Kreisverwaltung und unterstützt das Anliegen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die Brücke zu erhalten:

Liebe Gemeinderatsmitglieder von Rech, liebe Mitglieder der Kreisverwaltung Ahrweiler,

Stadtbild Deutschland e.V. setzt sich ehrenamtlich und bundesweit für Denkmalschutz und regionaltypisches Bauen sowie Stadtbildpflege ein. Wir sind in zahlreichen Ortsverbänden organisiert. Von Vereinsmitgliedern aus dem Ahrtal erreichte uns der dringende Hilferuf, dass Ihre Gemeinde beschlossen habe, die 1723 erbaute Nepomukbrücke, die durch die schreckliche Flut des Jahres 2021 teilzerstört worden ist, vollends abzureißen.

Mehrere Verbände haben gegen diese Entscheidung bereits Protest eingelegt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat, wie Sie sicher wissen, einen Eil-Appell gestartet. Auch der deutsche Verband für Kunstgeschichte hat die Nepomukbrücke auf die rote Liste besonders gefährdeter Kunstdenkmale gesetzt. Ihr Bürgermeister ist aufgrund dieser Frage vor einigen Tagen zurückgetreten.

Es sind also begründete Zweifel an der Richtigkeit eines Abrisses vorhanden.

Die beschädigte Nepomukbrücke im Januar 2023

Kann das Hauptargument der Notwendigkeit aus Hochwasserschutzgründen aufrecht erhalten werden?

Der Antrag zur Abbruchgenehmigung fußt laut Auskunft der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nicht mehr auf neuen Erkenntnissen zu den Flutursachen. Experteneinschätzungen gehen inzwischen davon aus, dass die Bewahrung der Nepomukbrücke in Rech – im jetzigen Zustand, ohne den eingestürzten rechten Bogen zu rekonstruieren – mit geeigneten Konzepten für den Hochwasserschutz gut umsetzbar ist, ohne die Menschen vor Ort erneut zu gefährden. Die zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord behaupte zwar etwas anderes, ihre Argumente sind durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aber bereits im November letzten Jahres widerlegt worden.

Stattdessen sollte lieber versucht werden, die tatsächlichen Fehler, die die Flutkatastrophe maßgeblich in ihren Dimensionen begünstigt haben, wie eine Nahbebauung am Ufer und falsche Aufschüttungen in Zukunft zu vermeiden. Auch darauf hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in ihrer Stellungnahme vom 9. März diesen Jahres bereits hingewiesen. Der Abriss der Nepomukbrücke trage demnach keineswegs zum Schutz der Bevölkerung vor ähnlichen Verwüstungen bei. Grund für die schrecklichen Flutfolgen in der Ortslage Rech seien fehlende Hochwasserschutzmaßnahmen oberhalb der Brücke.

Bevor also vorschnell unveränderliche Fakten geschaffen werden, müsste diese offensichtlich strittige Frage zunächst klar beantwortet werden.

Die Nepomukbrücke ist das Wahrzeichen des Ahrtales und zählt zu den kunsthistorisch wichtigsten Brücken in Deutschland. Ihre Region hat durch die Flut und nachfolgende Abrisse bereits genug Verlust an wertvoller und identitätsprägender Bausubstanz erlitten. Jeder weitere Abriss sollte wohlüberlegt sein und sollte nicht, um den falschen Eindruck von schnellem Hochwasserschutz zu erwecken, aus politischem Aktionismus heraus erfolgen.

Die Brücke ist eingebettet in die Kulturlandschaft des Ahrtals

Selbst wenn die vollständige Reparatur der Brücke aus Hochwasserschutzgründen nicht möglich sein sollte, ist sie trotzdem weiterhin Teil des kulturellen Erbes Ihrer Region. Dass durch Flutereignisse fortgerissene Brückenreste nicht beseitigt werden müssen, sondern ganz im Gegenteil sogar ein wichtiger Teil der Identität werden können, dafür bietet das französische Avignon das wohl berühmteste Beispiel.

Daher bitten wir Sie, die Abbruchentscheidung schnellstens rückgängig zu machen und sich für eine denkmalgerechte Dauerlösung des Erhalts der Brückenreste einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen

der Vorstand von Stadtbild Deutschland e.V.