Auch die scheinbar unbedeutenden, kleinen Schulgebäude, die es landauf, landab hin und wieder noch gibt, sind schützenswert. Der Remter-Bau des Campe-Gymnasiums in Holzminden stammt noch aus dem 19. Jahrhundert und ist sowohl durch einen weiteren Ergänzungsbau, als auch durch die Diskussion eines Abrisses gefährdet. Dabei ist der Originalbau leider in seinem Erscheinungsbild durch einen 70er-Jahre-Anbau arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Vereinsmitglieder haben uns gebeten, uns in der Sache an den Stadtrat zu wenden.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Durch Hinweise aus der Bevölkerung wurden wir darauf aufmerksam, dass das Remter-Gebäudes des Campe-Gymnasiums in Holzminden aktuell gefährdet und dass bereits der Abriss des Gebäudes im Gespräch sei.

Mit dem für den Weserraum im späten 19. Jahrhundert typischen gelben Backstein sowie den Sandsteingewänden für Fenster und Portale errichtet, wobei die Portale Anklänge an die Architektur der Weserrenaissance zeigen, ist das Remter-Gebäude in Holzminden ein schützenswertes Gebäude. Die Eingangsfassade, heute durch einen Anbau der 1970er Jahre verdeckt, zeigt einen Risalit mit aufwendiger Bauplastik. Etliche Türen, Wandverkleidungen, Fußböden und weitere Ausstattungsstücke sind aus der Bauzeit erhalten. Ebenso ist die Einfriedung zur Wilhelmstraße (Sandsteinpfeiler und schmiedeeiserne Füllungen) erhalten.

Dennoch wurde eine Unterschutzstellung seitens des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege abgelehnt, eine Ablehnung, die wir schwer nachvollziehen können.

Mit diesem Brief wollen wir den möglichen Abriss dieses historischen Schulgebäudes verhindern. Denn damit würde ein wertvolles Stück von Holzmindener Baukultur und Geschichte weggewischt werden, zudem würde ein solches Vorgehen auch den ökologischen Zielen von Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zuwiderlaufen.

Wenn jetzt in unmittelbarer Nähe der Neubau einer Grundschule geplant ist, so ist es unserer Ansicht nach geboten, dass dieser sich in Architektursprache, Material und Farbe dem vorhandenen historischen Bau anpasst.

Der dafür eigentlich vorgesehene Paragraph 34 der Bundesbauordnung (das sog. „Einfügungsgebot“) wird leider de facto in vielen Kommunen kaum noch beachtet.

Da das Campe-Gymnasium bereits über einen wenig Gelungenen und sich nicht einfügenden 70er-Jahre Anbau verfügt, ist es unserer Ansicht nach dringend geboten, bei weiteren Neubauten in unmittelbarer Nähe den Remter als architektonisches Vorbild zu nehmen.

Daher bitten wir Sie, für die Auslobung eines Architektenwettbewerbs für den Neubau der angrenzenden Grundschule auf die Einhaltung von Qualitätskriterien für die Gestaltung zu achten.

Konkret schlagen wir vor, dass der Neubau

-eine klassische Fassadendreiteilung in Sockelzone, Mittelteil und Dach aufweisen sollte

-für die Fenstergestaltung nur stehende Formate zuzulassen sind, sodass keine monotonen Fensterbänder entstehen

-die Fassadengestaltung in norddeutscher Klinkerfassade, z.B. in gelb oder mit einem Putzanstrich, der die Farbe des Remter-Gebäudes aufnimmt, vorgenommen werden soll

Diese Kriterien sollen gewährleisten, dass die Architekten des Wettbewerbs von einem Entwurf in allzu montoner „Kistenbauweise“ absehen, sondern angehalten sind, mehr Kreativität zuzulassen. Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass diese in der Planung beachteten Qualitätskriterien die späteren Baukosten in aller Regel nicht ansteigen lassen. Anspruchsvollere Architektur muss nicht mehr kosten, wie z.B. der Neubau des Zinzendorf-Gymnasiums im sächsischen Herrnhut von 2019 zeigt.

Wir bitten Sie daher, sich für den Erhalt des historischen Gebäudes einzusetzen.

Ferner bitten wir Sie, sich bei der Auslobung eines Architektenwettbewerbs für den Neubau der angrenzenden Grundschule für oben genannte Qualitätskriterien einzusetzen.

Für Anregungen und fachliche Hilfe stehen wir jederzeit bereit.