Eine ganz besondere Preisverleihung fand am 07.08.2024 in der Schanze statt. Vor dem Gebäude Schulterblatt 37/39 trafen sich Vertreter des Vereins Stadtbild Deutschland, Bauherrin und Architekten, um die Übergabe einer ungewöhnlichen Auszeichnung zu feiern.
Das „Gebäude des Jahres“ wird nämlich im Gegensatz zu anderen Auszeichnungen seiner Art per Online-Abstimmung von den 770 Mitgliedern des Vereins ausgewählt, davon die Mehrheit architekturinteressierte Laien. Diese „Graswurzelbewegung“ der Architektur- und Stadtentwicklung zeigt dabei in der Regel deutlich andere Vorlieben als die Fachwelt der Architekten. So auch beim Preisträger des Jahres 2023, dem Haus Schulterblatt 37/39: Das Wohnhaus ist ein kompletter Neubau, der aber gänzlich mit einer gründerzeitlich anmutenden Fassade versehen worden ist, um sich in das umgebende Stadtviertel und seine noch erhaltenen historischen Bauten einzufügen. Auch das Innere des Hauses wurde nach gründerzeitlichem Vorbild gestaltet.
Nach den Versuchen etlicher Architekturbüros, wieder klassisch zu entwerfen und die einst etablierte Stil-und Formensprache neu zu interpretieren, greift das Wohn- und Geschäftshaus Schulterblatt 37-39 direkt auf den historischen Architekturstil zurück. Dabei orientierten sich die Architekten an den Originalplänen eines Gebäudes aus der Zeit der Jahrhundertwende. Auch das Innere sollte weitgehend wie ein gründerzeitliches Haus gestaltet werden, d.h. mit Kassettentüren, Stuck, Dielen- bzw. Parkettböden und historisierenden Fliesenmustern. Wie die Bauherrin in einem Interview mit Stadtbild Deutschland angibt, hat sie vor allem ihre Begeisterung für Bauten der Gründerzeit motiviert: „Wie viele andere auch empfinde ich es immer als schmerzlich, wenn ein historisches Haus abgerissen wird. Mit dem Neubau am Schulterblatt ist auch der Wunsch verbunden gewesen, dem Verschwinden von gründerzeitlichen Bauten in Hamburg etwas entgegenzusetzen.“ Nach Ansicht von Stadtbild Deutschland könnte dieser Bau ein Zeichen für Hamburg setzten wie man nicht nur gründerzeitliche Bestandsbauten erhalten, sondern auch Ersatzbauten in diesem Stil errichten kann um stadtbildprägende Ensembles zu erhalten. Als Alternative zu gesichtslosen, langweiligen Neubauten ohne jegliche architektonische Inspiration würde dies sicher dem allseits geäußerten Wunsch „macht unsere Städte wieder lebenswerter“ entgegenkommen.