Am 18.10.23. war es endlich soweit. Unsere jahrelangen Bemühungen zusammen mit der Kulturstiftung, des Vereins Ehrenamt für Darmstadt e. V. und der Bürgerstiftung Darmstadt waren von Erfolg gekrönt. Mit dem Ludwigstempel in Darmstadt wurde das erste von Stadtbild Deutschland e.V. selbst ins Leben gerufene Rekonstruktionsprojekt fertiggestellt.

Die Einweihungsfeier des Ludwigstempels

Am 18. Oktober 2023 wurde der Ernst-Ludwig-Pavillon (seine offizielle Bezeichung) im Beisein des Darmstädter Oberbürgermeisters Hanno Benz eingeweiht.

Der Ludwigstempel/Ernst-Ludwig-Pavillon war 1877 für eine Parkanlage in Darmstadt (die heutige Albert-Schweitzer-Anlage) mit Hilfe der Spende des Schreinermeisters Justus Noack errichtet worden, nahe der damaligen Bahnlinie, damit Sonntagsspaziergänger, wenn diese sich die ankommenden Züge anschauen wollten, einen Ort zum Verweilen hatten.

Der wiederaufgebaute Ludwigstempel

Der kleine im Stil des Historismus aus gusseisernen Säulen geplante und nach dem hessischen Großherzog benannte Pavillon ist dann aber immer mehr verfallen oder durch Vandalismus beschädigt worden und brach schließlich 1995 wegen Baufälligkeit in sich zusammen. Die Reste wurden abgeräumt und beseitigt oder eingelagert.

Mirjam Schellhaas und Jörg Harbrecht (Vereinsmitglied in Darmstadt) hatten vor einigen Jahren die Idee, für den Wiederaufbau des Pavillons Geldspenden zu sammeln, um damit auch in Darmstadt ein positives Signal und eine Grundstimmung für dringend nötige und mögliche weitere Rekonstruktionen, wie etwa die des alten Palais, zu schaffen. Mit Hilfe tatkräftiger Unterstützer und Spender und auch der Unterstützung der Sparkasse sind die 50 000 Euro Spenden schließlich zusammengekommen.

Der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz (links) mit Jörg Habrecht, Leiter des Stadtbild-Ortsverbands Darmstadt (Mitte) und unserem Bundesvorsitzenden Tilo Bergmann (rechts)

Für Aufmerksamkeit hatte 2020 das Wiederauffinden einiger original erhaltener Säulen des Ludwigstempels in einem privaten Garten gesorgt, von denen aber dann doch nur zwei stabil genug waren, um wiederverwendet zu werden. Einige Bausubstanz lagerte zwar auch noch im Bauhof des Denkmalamtes, doch sehr viel Substanz des Pavillons musste ganz neu angefertigt werden. Unser Dank geht hierbei an die Firma Bormuth Metallkultur.

Für die Rekonstruktion mussten filigrane Eisenteile neu angefertigt werden

Man kann also auch hier wieder mal trefflich darüber streiten, ob es sich beim Ernst-Ludwig-Pavillon um einen Wiederaufbau oder eine Rekonstruktion handelt.

Diese akademische Frage der Denkmalpflege spielt für uns engagierte Bürger vor Ort keine große Rolle. Wir wollen nicht endlos diskutieren, sondern etwas bewegen, unsere Städte wieder schöner und attraktiver werden lassen. Und dabei ist es letztlich Nebensache, ob das verwendete Material noch aus der Erbauungszeit ist oder nicht, denn es geht letztlich um die Authentizität des Entwurfs, nicht des Materials. Prof. Stephan von der FH Potsdam hat es mal mit der Wiederaufführung einer Oper verglichen: Eine Mozart-Oper spielt man ja auch nicht nur auf 200 Jahre alten Instrumenten oder von der Originalpartitur des Wolferls persönlich.

Das sah übrigens schon Dehio vor über 100 Jahren so, als er diesen Streit in der Denkmalpflege begründete. Er wendete sich in seinem Plädoyer gegen einen Wiederaufbau eines Teils des Heidelberger Schlosses nicht gegen Rekonstruktionen an sich, nur gegen solche, denen die ausreichende Datenbasis fehlte. Ein allgemeines Überdenken der rekonstruktionsfeindlichen Charta von Venedig von 1964 ist nach Frauenkirche, Neumarkt, Hildesheimer Marktplatz und DomRömer eigentlich schon lange überfällig.

Bleibt nur noch eines zu sagen: Stadtbild-Deutschland dankt allen Unterstützern, Spendern, den Stadtverordneten Darmstadts für ihre positive Entscheidung zum Wiederaufbau sowie allen engagierten Darmstädter Bürgerinnen und Bürgern!

Auf zu neuen Projekten – vielleicht sogar dem alten Palais?