Anlässlich der geplanten Neubebauung eines Areals am Heumarkt in Köln hat der Ortsverband Köln einen offenen Brief an den Baudezernenten und die Mitglieder des Stadtentwicklungausschusses geschrieben:

Sehr geehrter Herr Greitemann, sehr geehrte Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses,

mit der Neubebauung des Areals zwischen Gürzenichstraße und Heumarkt bietet sich der Stadt Köln nach dem Neuaufbau des Domhotels, den Wallarkaden am Rudolfplatz und dem Laurenz-Carré die nächste Gelegenheit, in zentraler Innenstadtlage Stadtreparatur zu betreiben und die wenig glückliche Nachkriegs-Situation zu verbessern. Bedauerlicherweise ist der Entwurf von Thomas Kröger Architekten zwar durchaus als Verbesserung der heutigen Situation einzuordnen, stellt aber neben den gerade aufgeführten Projekten die nächste verpasste Chance dar, die Stadt spürbar aufzuwerten.

Städte wie Frankfurt, Dresden oder Potsdam haben gezeigt, wie positiv sich die Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung auf das kulturelle Zentrum einer Stadt auswirken kann. Die schon genannten Bauprojekte in Köln hätten das Potential gehabt, das schlechte architektonische Image von Köln zu verbessern.

Der Alternativentwurf zeigt, wie eine Rekonstruktion das Areal aufwerten könnte

Der Ortsverband Köln von Stadtbild Deutschland e. V. setzt sich dafür ein, dass auch in Köln Rekonstruktionen als Möglichkeit zur Stadtreparatur in Betracht gezogen werden. Unser beigefügter Alternativentwurf für das Areal am Heumarkt zeigt, wie vielfältig und lebendig eine Rekonstruktion der alten Häuserzeile an dieser Stelle wirken würde. Da die Gürzenichstraße in ihrer heutigen Breite nicht mehr gebraucht wird, könnte sie mit dem geschichtsträchtigen gotischen Eingangsportal zur alten Fleischhalle teilweise überbaut werden. So würde ein Bau wiederkehren, der die Geschichte des angrenzenden Platzes und seines Namens wieder erlebbar machen könnte. Hier bestünde die Möglichkeit, die heute im Stadtmuseum befindliche Figurengruppe an ihren angestammten Platz über dem Portal zurückzuführen.

Um zukünftige Chancen dieser Art nicht erneut verstreichen zu lassen, fordern wir die Erarbeitung einer Gestaltungssatzung für die Kölner Innenstadt, welche an zentralen Stellen im Falle einer Neubebauung auch die Fassadenrekonstruktion von Ensembles sowie von einzelnen Leitbauten vorschreibt. Städte wie Dresden oder Potsdam haben gezeigt, dass solche Vorschriften für Investoren sogar attraktiv sind, da sie ihnen Planungssicherheit geben.

Das Herz von Köln hat es verdient, nach den schweren Zerstörungen im zweiten Weltkrieg endlich wieder zu der Schönheit zu gelangen, die es einmal besaß. Die Weichen für die Zukunft müssen dafür schon jetzt gestellt werden!

Matthias Beusch
Ortsverband Köln Stadtbild Deutschland e.V.

Stadtbild Deutschland e.V. setzt sich sowohl bundesweit, als auch in zahlreichen Orts- und Regionalverbänden für traditionelles Bauen, Denkmalschutz und die Rekonstruktion baukulturell bedeutender Gebäude ein. Der gemeinnützige und politisch neutrale Verein wurde 2006 gegründet, der Kölner Ortsverband 2019.